Wie wird man Karikaturist?
Als ich am 9. November 1938 eintraf, sah ich in lange Gesichter. Es sollte endlich mal ein Junge werden, und nun war wieder nix! Und es nützte auch nichts, mir das böse Händchen mit einer Serviette fest an den Leib zu knoten, damit ich mit dem braven brav meine Suppe ausöffelte. Es ging alles daneben. Die böse Linke siegte und malte böse Bilder. Narrenhände beschmieren Tisch und Wände! und Bücher, Zeitungen, Plakatwände, T-Shirts und Ostereier.
So wurde ich Karikaturist, ohne ‚In. Denn eigentlich sollte ich jetzt ein einundsiebzigjähriger Greis sein. RICHTIGE Frauen können keine Karikatur, das weiß man ja. Aber es gab auch schöne Momente in meinem Leben, zum Beispiel meinen einundfünfzigsten Geburtstag!
Und wie bleibt man in der Krise Karikaturist?
Ich habe meinen Braintrust in Hartz IV geschickt und mir Ideen-Zulieferer in China verpflichtet. Die sind viel billiger und absolute Profis im Plagiieren. Ich werde meinen Strich verknappen und meine Zeichenfedern länger nutzen, auch wenn sie dann ziemlich stumpf sind. Sollte mich die Pleitewelle dennoch erfassen, zahle ich mir eine saftige Abfindung und verzichte auf mich.